future 4 fishes – Die Elbe muss passierbar sein

Immer noch ist die Geesthachter Fischtreppe nicht funktionsfähig, nachdem vor fast einem Jahr aufgrund von Schäden am Stauwehr auch die Lockströmungen der neuen Fischtreppe mit Füllmaterial zugeschüttet wurden. Somit steht schon die zweite Saison an, in der für die Wanderfische der Weg zu ihren Laichplätzen so gut wie unauffindbar ist. Wenn nicht schnell gehandelt wird, sind die zu erwartenden ökologischen Auswirkungen dramatisch.

In dieser sich zuspitzenden Situation möchten wir den Wanderfischen eine Stimme geben und rufen zu einer Aktion an der Geesthachter Fischtreppe auf.

Gemeinsam mit Umweltverbänden, dem Umweltbeirat, Politiker*innenn und anderen engagierten Menschen wollen wir uns daher am

Sonntag, den 28. Juni 2020 um 14:00 auf dem Parkplatz der Geesthachter Fischtreppe treffen.

Dort wollen wir mit einer kurzen Kundgebung und einer Choreographie mit gebastelten Fischen und Pfeilen auf die kritische Situation der Wanderfische aufmerksam machen. Die Aktion wird ca. eine Stunde dauern.

Es dürfen gerne Schilder Eurer Organisation oder mit Sprüchen zum Thema, gebastelte Fische, Fisch-Verkleidungen und andere Ideen mitgebracht werden. Wir möchten darauf hinweisen, dass wir mit unserem Protest keine der für das Wehr und die Fischtreppen verantwortlichen Stellen gezielt adressieren wollen – unsere Veranstaltung soll vielmehr ein Aufruf dazu sein, eine schnelle Lösung für die Fische umzusetzen!

Aufgrund der aktuellen Situation möchten wir außerdem auf die für diese Veranstaltung geltenden Regeln zum Schutz vor einer Ansteckung mit COVID-19 hinweisen. Die Teilnehmerzahl ist auf maximal 100 Personen beschränkt. Alle Teilnehmer *innen müssen jederzeit unbedingt den Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Personen einhalten. Das Tragen einer Mund-Nasenbedeckung wird empfohlen.

Zur eigentlichen Pressemitteilung:

unter dem Motto „future 4 fishes“ veranstalten NABU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD, BUND und Umweltbeirat aus Geesthacht am 28.6. um 14 Uhr eine Demo, um auf die katastrophale Situation für Wanderfische am Stauwehr aufmerksam zu machen.

Hintergrund der Aktion sind die Schäden, die das WSA Lauenburg an der Geesthachter Staustufe im August 2019 feststellte und die Sofortmaßnahmen zur Standsicherheit verlangten. Das Aktionsbündnis erkennt die Erfordernis der Gefahrenabwehr an. „Es ist keine Frage, dass das beschädigte Stauwehr schnellstmöglich instandgesetzt werden muss, um die Sicherheit des Bauwerks zu gewährleisten. Bei diesen Arbeiten zur Grundinstandsetzung muss aber auch die Passierbarkeit für Wanderfische wiederhergestellt werden“, fordern Laura Schwabe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Heike Kramer und Jens Gutzmann (beide NABU).

Die Durchgängigkeit der Elbe für Fischarten, die in den Oberlauf der Elbe wandern, ist von enormer ökologischer Bedeutung. Seit August ist diese Passierbarkeit massiv eingeschränkt:

  1. Die Rinnen der Leitströmung am Fischpass Nord wurden mit Stahlbeton abgeriegelt.
  2. Der Fischpass Süd wurde aufgrund einer Spundwandverformung vollständig zugeschüttet.

Unterhalb der Staustufe kam es daher im Oktober 2019 schon zu einem Rückstau von Wanderfischen, während oberhalb der Staustufe die zu erwartenden Fischmengen nicht eintrafen. Diese Beobachtungen verdeutlichen die Gefährdungen der Laich- und Lebenszyklen einzelner Fischarten. Gerade für Lachse und Meerforellen wurden in den letzten Jahren mit erheblichem finanziellem und personellem Aufwand Wiederansiedlungsprojekte in der Elbe und ihren Nebenflüssen durchgeführt, deren Erfolgsaussichten derzeit fraglich sind.

Das Aktionsbündnis „future 4 fishes“ fordert daher bis zum Beginn der Fischwanderung im Herbst 2020 folgende Sofortmaßnahmen:

  • Wiederaktivierung der Lockströmung auf nördlicher Uferseite durch mehrere geeignete Rohrleitungen über den Damm hinweg – denkbar sind auch provisorische Lösungen, um die Lockströmung während der bis zu 15 Jahre andauernden Grundinstandsetzung der Wehranlage zu realisieren,
  • Monitoring der passierenden Fische an der Fischaufstiegsanlage Nord

Für die Fischaufstiegsanlage am Südufer laufen von Seiten der WSV bereits Planungen zur Wiederherstellung, was von den Mitgliedern des Aktionsbündnisses grundsätzlich begrüßt wird. Allerdings mahnen sie das zu geringe Tempo für die Umsetzung der Maßnahmen an. Zur Verbesserung der FAA Süd fordern sie, die Optimierung des Einstiegswinkels sowie die erhöhte Rauhigkeit innerhalb des Passes und die Geometrie der Störsteine zu beachten

Des Weiteren setzen sich die Naturschützer für eine Öffnung des Rönner Werders  ein, um einen Tideauen-Lebensraum zu schaffen und um die Passierbarkeit der Elbe im Bereich der Geesthachter Staustufe zusätzlich zu verbessern. Eine Machbarkeitsstudie liegt dafür seit fünf Jahren vor. Der geöffnete Rönner Werder stellt die frühere, natürliche Wanderstrecke dar, die über 2 km in einem alten Seitenarmprofil verläuft.

Angesichts der anstehenden Grundinstandsetzung der Wehranlage Geesthacht fordert das Aktionsbündnis auch eine grundsätzliche Prüfung der weiteren Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit über die bisher bestehenden Fischaufstiegsanlagen hinaus. Eine weitgehend uneingeschränkte Durchwanderbarkeit aller aquatischen Organismen sollte als Zielsetzung mit aufgenommen werden. Dafür können alle Elbeanrainerländer eingebunden werden. „In alle Maßnahmen sollten die europarechtlichen Ziele der WRRL und der FFH-Richtlinie miteinbezogen werden. Die WRRL verlangt, dass Gewässer durchgängig sein müssen, um auch beim Fischbestand einen guten ökologischen Zustand zu erreichen“, fassen Laura Schwabe, Heike Kramer und Jens Gutzmann die vorrangigen Ziele zusammen.

Um 14 Uhr wird es am 28.6.20 eine Auftaktveranstaltung am Parkplatz der nördlichen Fischtreppe geben. Dann verteilen sich alle Teilnehmer auf den Parkplatz und auf die Elbbrücke. Hilfsmittel, die das Thema verdeutlichen sollen, sind selbstgebastelte Pfeile und Fische.

Neben den Geesthachter Gruppen werden auch Vertreter anderer NABU-Gruppen und Politiker, wie die Bundestagsabgeordnete Nina Scheer (SPD) und die Landtagsabgeordnete Miriam Staudte (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) vor Ort sein und die Aktion unterstützen.

Laura Schwabe

Heike Kramer

Jens Gutzmann                                                  

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